Zielgruppen
Unsere Zielgruppen sind sowohl sozial benachteiligte Familien und Einzelpersonen mit und
ohne Migrationshintergrund, als auch Kindergärten, Schulen, Betriebe, Vereine, Nachbarn
und Ortsbeiräte.
Bedarfe der Zielgruppen
Häufig gelingt es nicht, sozial benachteiligte Familien in ihr Wohnumfeld zu integrieren. Der
Umgang mit Fristen und Terminen entspricht – besonders bei Menschen mit
Migrationshintergrund – nicht unserem Verständnis. Pflichten, wie Mülltrennung, die
regelmäßige Reinigung des gemeinsamen Hausflures oder auch Schulpflicht und
Zuverlässigkeit beim Arbeitsplatz werden vernachlässigt. Es kommt zu Missverständnissen
mit NachbarInnen, VermieterInnen, LehrerInnen, ArbeitskollegInnen und ArbeitgeberInnen.
Häufig ist das Konfliktpotential durch fehlende Sprach- und Kulturkenntnisse voneinander
eingeschränkt. Es kommt zu gegenseitigen Ausgrenzungen, der Manifestation diverser
Vorurteile oder in der Konsequenz zu Wohnungs- oder Arbeitsplatzkündigungen.
Ähnliche Schwierigkeiten entstehen beim Umgang mit institutionellen Angeboten von Schule
und Jobcenter. Angebote und Möglichkeiten werden nicht wahrgenommen, die
Gesundheitsvorsorge vernachlässigt. Es bestehen keine Kenntnisse über bereits
bestehende institutionelle Hilfs- oder Beratungsangebote, wie z.B. bei psychischen
Problemen. Hilfe erfolgt erst, wenn es bereits zu Eskalationen gekommen ist.
Ein problematischer, nicht altersgemäßer Umgang mit Medien ist insbesondere bei den
Kindern zu beobachten. Eine Regulierung durch die Eltern oder gar eine gezielte
Frühförderung fehlen. Engagement bei Elternabenden oder durch die Eltern unterstützte
schulische Angebote, eine adäquate Begleitung bei Hausaufgaben und Lernvorbereitungen,
können nicht sichergestellt werden. Die Kinder bleiben hinter ihren Möglichkeiten zurück.
Familienväter sind häufig nicht in die Aufgaben von Haushalt, Erziehung und Betreuung
eingebunden. Viele Frauen fühlen sich in der „Familienarbeit“ allein gelassen. Einige der
Frauen und Kinder mit Fluchthintergrund haben Gewalterfahrungen im häuslichen Umfeld
oder aber auch sexualisierte Gewalt in den Gemeinschaftsunterkünften erfahren müssen.
Ein generelles Unrechtsbewusstsein fehlt hier, aufgrund der patriarchisch geprägten
Herkunftsländer, oft bei Tätern wie Opfern. Hilfsangebote sind unbekannt oder werden von
den Betroffenen als zu hochschwellig wahrgenommen. Ihnen bleibt der Zugang zu
Unterstützungsangeboten oder Schutzmaßnahmen verwehrt.
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Nachbarn, Vereine und Bildungsinstitutionen sind häufig mit den besonderen Begebenheiten
in sozial schwachen Familien und ihren besonderen Bedürfnissen überfordert.
Die Idee hinter dem Projekt
Aus Erfahrungen, die wir bei der Arbeit in dem Projekt Z.I.E.L. sammeln konnten, wissen wir,
wie wichtig die lokale Netzwerkarbeit ist, um gezielt praktische Erfahrungen des Miteinanders
von Flüchtlingen und lokaler Landbevölkerung anstoßen zu können. Unsere Beobachtungen
zeigen, dass sozial benachteiligte Familien ohne Migrationshintergrund eine ähnliche
Unterstützung benötigen.
Wir wollen präventiv wirken und uns als Ansprechpartner und Vermittler im Umfeld der
Familien etablieren. Der Kontakt zu Institutionen, Bildungsträgern, ArbeitgeberInnen und
Nachbarlnnen wird hergestellt, um frühzeitig Probleme erkennen zu können. Neben der
persönlichen Begleitung werden Themenabende und Aktivitäten zu Menschenrechten,
Bildungsmöglichkeiten und politischer Teilhabe angeboten und Teilnehmende
gegebenenfalls im Rahmen des erschlossenen Pools vermittelt. Es ist notwendig, sozial
benachteiligte Familien, wie auch das umgebende Umfeld, bei einer Integration zu begleiten
und für die besonderen Anforderungen dieses Prozesses zu sensibilisieren.
Durch unsere Arbeit wollen wir die Bildung eines handlungsfähigen sozialen Netzwerks,
insbesondere um Familien und besonders hilfebedürftige Einzelpersonen herum,
unterstützen.
Ehrenamtliche Personen mit und ohne Migrationshintergrund sollen in die Arbeit integriert
werden und können etwa als SprachmitterInnen, „PatInnen“ oder auch als kulturelle
VermittlerInnen fungieren.
Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien weisen einen deutlich
niedrigeren Bildungserfolg auf. Auch die Ausbildungs- bzw. Arbeitsplatzsuche ist deutlich
erschwert. Mit unseren Angeboten wollen wir die Bildungschancen dieser Familien erhöhen
und dazu beitragen, ein Mehr an Bildungsgerechtigkeit zu erreichen.
Ziel
Während der Projektlaufzeit soll eine Anlaufstelle für sozial benachteiligte Menschen,
Nachbarn und alle an einer gelingenden Integration beteiligten Institutionen (Kindergärten,
Schulen, Vereine, Ortsbeiräte, etc.) aufgebaut und etabliert werden. Mit Hilfe dieser
Anlaufstelle, sollen Probleme / Missverständnisse gelöst oder im Idealfall schon im Vorfeld
vermieden werden.
Langfristig gesehen soll die Arbeit des Projektes dazu beitragen, sozial benachteiligte
Familien mit und ohne Migrationshintergrund zu einem festen, anerkannten und aktiven Teil
der Gemeinde werden zu lassen.
Geplante Laufzeit
01.08.2020 – 31.07.2025